Donnerstag, 31. Juli 2008

Gutes Fernsehen - schlechtes Fernsehen?

Am vergangenen Dienstag, 29. 07. 2008 strahlte das ZDF folgenden
Beitrag in seinem Reportermagazin Frontal21 aus:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/550472?inPopup=true

Erstaunlich wie gestandene Journalisten u.a. auf in Deutschland verurteilte Urkundenfälscher und Leistungsbetrüger reinfallen:


Matthias Schrade, Vorstand der GSC Info und Beteiligungen AG (www.gsc-ag.de) sowie Aufsichtsrat der SCI AG (www.sci-ag.de) kritisiert zu Recht die Praktiken rund um "Schweizer Penny Stocks", bei denen Privatanleger mit wertlosen Papieren reinfallen. Gleichzeitig ist seine GSC-Gruppe mit der GSC Research GmbH (www.gsc-research.de) und der GSC Portfolio AG (www.gsc-portfolio.de) genau in jenem Umfeld tätig, dass er im Fernsehen kritisiert.

Sein Marktforschungsunternehmen kümmert sich um die Bewertung von Nebenwerten, sein Börsenbrief (www.nebenwerte-insider.de) empfiehlt jene Nebenwerte und seine Beteiligungsgesellschaft kümmert sich u.a. durch Bannerwerbung um den Handel mit Aktien im Freiverkehr. Matthias Schrade ist also genau mit jenen Werten tagtäglich hauptberuflich beschäftigt, die er als Experte öffentlichkeitswirksam verurteilt. Nur ein Zufall oder spielen anderweitige Interessen hinter den Kulissen eine Rolle?

Bernd. M Otto, Gründer und Vorstand der Investment24 AG (www.investment24.com) sowie Herausgeber des gleichnamigen Börsenbriefes steht seit geraumer Zeit unter massivem Druck, wie ein Blick in eine der großen Suchmaschinen und in zahlreiche Foren (www.wallstreet-online.de) zeigt. Zurecht kritisiert der - laut Internet-Recherche zweimal wegen Urkundenfälschung und zweimal wegen
Leistungsbetrug in Deutschland verurteilte *1) - Aktienprofi die dubiosen Praktiken im Zusammenhang mit dem Schweizer Aktienrecht.

Der selbsternannte Börsenexperte sitzt allerdings - wie die von ihm kritisierten Aktiengesellschaften - selbst in der Schweiz, argumentiert mit vergleichbaren Erfolgsmeldungen in seiner Presserubrik und gibt in seinen Pressemitteilungen offen zu, selbst professioneller Aktienhändler (Trader) zu sein. Ein Zufall oder mehr als das? Verdient Bernd M. Otto mit, wenn er Firmen schlecht redet?

Stellt sich die Frage, ob es sich wirklich nur um reine Zufälle handelt: Einerseits treten Börsenspezialisten aus dem Umfeld Freiverkehr (Matthias Schrade) sowie aus der Schweiz (Bernd M. Otto) als Kritiker Schweizer Aktien am Frankfurter Freiverkehr auf.
Andererseits berichten Journalisten für ARD Börse Online und Plusminus (beides Hessischer Rundfunk), Frontal21 (ZDF) und weitere Medien. Nur eine Verkettung glücklicher Umstände?

Bettina Seidl, Stefan Jäger (beide tätig für den hr) und Herbert Klar (tätig für das ZDF) kennen sich als Journalisten im Rhein-Main-Gebiet z.T. persönlich. Zugleich reichen sie Ihre Experten, wie Matthias Schrade und Bernd M. Otto untereinander weiter, beziehen sich in ihrer
Recherche auf identische Quellen. Oder ist es eher umgekehrt? Halten selbst tief im Aktienhandel involvierte Experten die Flamme am Kochen, um daraus vielleicht ihren finanziellen Vorteil zu ziehen?

Vielleicht sollten gestandene Journalisten auch ihrer beruflichen Sorgfaltspflicht nachkommen, anstatt mit versteckter Kamera in zwei leere Büros zu schwenken und sich mit süffisanter Stimme zu fragen, ob die unbesetzten Büros mit dem früheren Aktienwert des beleuchteten
Unternehmens in Einklang stehen. Vielleicht sollten die selbsternannten Schnüffelhunde ja auch mal ihre Quellen im Internet recherchieren, anstatt blind auf eine Fährte reinzufallen.

Weder der selbst ernannte investigative Fernsehautor Herbert Klar *2), noch Redakteure oder redaktionelle Mitarbeiter des ZDF haben sich die Mühe gemacht, bei der Pressestelle oder Geschäftsführung der beleuchteten Firma einmal nachzufragen. Dabei stehen sämtliche
Informationen einschließlich Kontaktdaten und persönlicher Ansprechpartner frei verfügbar im Netz. Oder wollte sich jemand die Geschichte nicht "kaputt recherchieren" lassen?

Vielleicht sind die gestandenen Redaktionskollegen ja auch einfach nur zwischen die Fronten von Aktienhändlern geraten. Aber das wäre sicher keine Geschichte. Schließlich darf man sich als gut informierter Journalist nicht die Blöße geben, als Handlanger des Kapitalmarktes
benutzt worden zu sein. Wäre aber auch mal ein interessanter Aspekt für den seriösen Journalismus.

Resultat: Bild Dir Deine Meinung - jetzt auch in der ersten Reihe.
Oder sieht man mit dem Zweiten besser?

*1)

http://4investors.world-of-invest.biz/forum/DIR_von_heute_DIE_Affaere_BMO/103-60965/

*2)
http://www.anstageslicht.de/index.php?UP_ID=3&NAVZU_ID=46&STORY_ID=30&M_STORY_ID=191&B_STORY_ID=260

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